
Schuppenflechte
Eine häufig anzutreffende Hauterkrankung
ist die Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris). Hierbei handelt es sich um
eine vererbte entzündliche Erkrankung, bei der in den befallenen
Arealen die Zellteilung stark beschleunigt ist. Der mehrfach gesteigerte
Zellzyklus führt unter anderem zu Verhornungsstörungen der Zellen.
Dies äußert sich sichtbar in scharf begrenzten Herden mit
entzündlicher Rötung und der typischen silberglänzenden Schuppung.
Auslösend spielen verschiedene Ursachen
eine Rolle. Insbesondere ist von einer genetischen Disposition
auszugehen, da die Psoriasis familiär gehäuft auftritt. Zu der
Disposition kommen dann verschiedene innere sowie äußere Faktoren, die
einen Krankheitsausbruch auslösen können. Dies erklärt, warum die
Erkrankung von klein auf bis ins hohe Greisenalter auftritt.
Klinisch unterscheidet man vor allem die
chronisch stationäre (ausgedehnte, lange bestehende Placken) von der
akut exanthematischen (kleinfleckigen) Form.
Bei der exanthematischen Form sind oft bakterielle Infekte
(Mandelentzündung z.B.), allergische Reaktionen sowie Impfungen als
Auslöser eruierbar sind. Bei dieser Form kann daher eine Behandlung der
entzündlichen Ursache zur Abheilung führen.
Daneben existieren Sonderformen wie die
Psoriasis arthropatica (selten), bei der zusätzlich zu den typischen
Hautveränderungen noch Gelenkbeschwerden bestehen. Bei einem
generalisierten Befall spricht man von einer psoriatischen Erythrodermie
(Rothaut). Die Therapie dieser schweren Verlaufsform erfolgt meist unter
stationären Bedingungen. Das gleiche gilt für die schwere Psoriasis
pustulosa, bei der die Patienten ausgeprägte Allgemeinsymptome zeigen
und die stark entzündlichen Erytheme mit vielen Pusteln sich klinisch
deutlich von der Psoriasis vulgaris abheben.
Die in der Praxis dagegen am häufigsten vorkommende Form ist die
chronisch stationäre Form. Hier sieht man die Hautveränderungen vor
allem an den typischen Stellen wie Ellenbogen, Knie, Lendenregion,
behaarter Kopf, Ohren sowie in der Perianalregion. Grundsätzlich
können jedoch sämtliche Areale betroffen sein.
Bei der Therapie sind, soweit möglich,
die äußeren Behandlungsformen zu bevorzugen, da die Nebenwirkungen in
aller Regel geringer sind als bei systemischen Therapien. Einschneidende
Behandlungen mit Cyclosporin (Sandimmun©) oder Methotrexat bleiben
schwersten Formen vorbehalten, auch wenn hierbei gute Heilungserfolge
gesehen werden.
Als eines der bewährtesten
Lokaltherapeutika ist Dithranol (Cignolin) zu nennen, welches in
Vaseline beziehungsweise Zinkpaste eingearbeitet in aufsteigenden
Konzentrationen über eine entzündliche Reizung zu einer Abheilung
führt. Dabei muss die jeweilige Dosissteigerung dem Hautzustand
angepasst werden. Wegen der Hautreizung sowie durch die auftretende
Braunverfärbung der Haut und der getragenen Wäsche lässt sich diese
Therapie oft nur bei kooperativen Patienten einsetzen.
Teerpräparate werden breit eingesetzt.
Hier ist vor allem der Steinkohlenteer (Liquor carbonis detergens) zu
nennen. Diese Produkte zeigen insbesondere am behaarten Kopf eine gute
Wirksamkeit. Leider sind sie ebenfalls streng riechend und
wäscheverschmutzend. Zusätzlich haben in letzter Zeit aber
Diskussionen über die Kanzerogenität der Teerpräparate zu einer
deutlichen Verunsicherung der Patienten geführt.
Seit 1950 haben Kortikosteroide in der
Lokaltherapie der Psoriasis die Behandlung erleichtert. Hierunter zeigen
sich oft kurzfristig beeindruckende Befundbesserungen, die aber in
einigen Fällen nicht lange über das Therapieende anhalten. Daher ist
diese Therapieform nur über einen kurzen Zeitraum indiziert.
Nicht geeignet sind Kortikosteroide in Tablettenform. Auch wenn eine
Besserung eintritt kommt es kurz nach dem Absetzen zum sogenannten
Reboundphänomen (Rückschlagphänomen) : ein Rückfall in einen Zustand
oft schlechter als vor dem Beginn der Einnahme.
Ein relativ neuer Therapieansatz besteht
dagegen in der Lokalanwendung von Calcipotriol. Es handelt sich hierbei
um einen Vitamin-D3-Abkömmling, mit dem psoriatische Herde bei leichten
bis mittelschweren Formen behandelt werden können.
Die Psoriasis erfordert eine Behandlung,
die oft lebenslang oder zumindest über viele Jahre durchgeführt werden
muss. Deswegen wird durch Kombinationen einzelner Therapien ein Optimum
für jeden einzelnen Patienten zu erreichen.
Lange bekannt ist zum Beispiel die
Kombination von Teerbehandlungen mit UV-Bestrahlungen Insbesondere
durch den Einsatz der Phototherapie als Bestandteil der Behandlungen
erreicht man bessere Erfolge bei gleichbleibender Verträglichkeit. Dies
wird seit langem auf natürliche Weise als Klimatherapie im Hochgebirge
sowie auf den Nordseeinseln durchgeführt.
Deutlich bessere Erfolge wurden jedoch
bei Therapien am Toten Meer erzielt, wo neben den Bestrahlungen
zusätzlich noch Bäder im Meerwasser erfolgen. Die Besonderheit bei
diesem zwischen Israel und Jordanien gelegenen Binnenmeer kommt durch
mehrere Faktoren zusammen. So gibt es keinen natürlichen Abfluss und
die Wasseroberfläche liegt zirka 400 m unter dem Meeresspiegel. Da nur
durch Verdunstung Wasser entweicht und hierbei sämtliche Mineralien
zurückbleiben, liegt der Salzgehalt derzeit bei 30% und damit zirka
10fach höher als der anderer Meere. Des weiteren bedingt die Lage in
einem Wüstengürtel mit zirka 12-15 Regentagen im Jahr eine intensive
UV-Bestrahlung, wie sie nur an wenigen Punkten der Erde erreicht wird.
Dies erklärt die guten
Behandlungserfolge. Bei 80% dieser Gruppe konnte mit täglichen
Anwendungen innerhalb von vier Wochen eine deutliche Abheilung der
betroffenen Areale erreicht werden. Leider stehen den enormen
Heilungsraten auch Einschränkungen gegenüber. Einerseits ist die
körperlichen Belastung durch die große Hitze extrem und stellt
insbesondere für Patienten mit Herz-Kreislaufbeschwerden eine gewisse
Kontraindikation dar. Andererseits ist die Zahl der Aufenthalte am Toten
Meer vor allem durch die Kosten begrenzt.
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